Heute sollte meine Tour beginnen. Ich bin früh aufgestanden, habe gefrühstückt und bin zum Sears-Tower gefahren, um einen Blick über Chicago zu werfen. Leider war der Sears-Tower für das Publikum noch nicht geöffnet, ich hätte über eine Stunde warten müssen. Dafür war ich zu ungeduldig, wie Ihr sicher verstehen könnt...

Die Fahrt zur Lagerhalle hat über 90 Minuten gedauert und hier habe ich nochmal über zwei Stunden auf mein Motorrad gewartet. Dann ging es endlich los.

Beginn der Route 66 in der Adams Street


Bei der Spedition hat man mich besorgt vor der Streckenführung durch Chicago gewarnt, die nun vor mir lag: Es ging durch schreckliche Armenviertel mit einer hohen Kriminalitätsrate. Aber ich war am hellen Nachmittag unterwegs und hätte niemals gleich am Anfang die Route 66 verlassen...

Am frühen Abend kam ich in Wilmington bei dem Diner "The Launching Pad" an. Ein großer Astronaut wirbt für das erste der Kultrestaurants der Route66.

In diesem Diner habe ich mir auf wirklich dumme Art und Weise meinen Rucksack stehlen lassen: Total übermüdet habe ich ihn zusammen mit meiner Jacke auf einen Stuhl gelegt und bin zum Tresen gegangen. Obwohl ich mir geschworen habe, darauf aufzupassen, hat mich jemand angesprochen und abgelenkt. Als ich mit meinem Hot Dog zum Tisch zurückkam, war der Rucksack weg. In dem Rucksack war ein nagelneuer Notebook, alle Ladekabel, Paß, Flugticket, Versicherungspapiere, jede Menge Bargeld, Travellerschecks usw.

Der Schock war gründlich. Nach relativ kurzer Zeit kam ein älterer Motorradfahrer, der von seiner Tochter angerufen wurde, weil offensichtlich ein fremdländischer Biker in ernsthaften Schwierigkeiten ist. Dell hat mir jetzt wirklich geholfen: Er hat mir bei der Polizei geholfen, mir ein Motel besorgt, mein Motorrad untergestellt (alle Schlüssel waren im Rucksack), mich zu einem Freund mit Internetanschluß gefahren (wo ich die Homepage mit den angekündigten Liveberichten abändern und erste Hilferufe nach Zuhause absenden konnte), mich am nächsten Tag zum Frühstück abgeholt, später noch eine Anzeige in die Zeitung gesetzt usw. Ohne diese Hilfe wäre ich ziemlich aufgeschmissen gewesen. Hier habe ich schon eine wichtige Sache gelernt: Wenn ein Amerikaner einem hilft, dann bis zur letzten Konsequenz, d.h. bis man wirklich alleine weiterkommt. Dies habe ich im Verlauf der Reise mehrmals festgestellt.

Achtung: Passt auf Eure Sachen auf. Ich war wirklich dämlich, aber so etwas passiert in den USA wirklich leichter als in Deutschland, vor allem, wenn man als Tourist erkannt wird (z.B. durch das deutsche Nummernschild...).

Zum Glück hatte ich meine Kamera und mein Portemonaie am Mann. Wenn die Kreditkarten auch noch weg gewesen wären, hätte ich gleich wieder umkehren und zur Botschaft nach Chicago fahren können.

Wie ich in der Nacht geschlafen habe? Beschissen!

Hier geht es weiter zum 13. Mai 2001:
Litchfield: Mit dem Motorrad ins Motelzimmer....